Polepole, Kendwa
September 29, 2021
In der zweiten Woche ist noch eine neue Freiwillige aus den USA gekommen. Jetzt reden wir hier viel mehr Englisch, was eigentlich auch gut ist, dann lern ich noch bisschen besser Englisch. Also wohnen wir jetzt zu dritt in unserem Zelt.Was auch sehr entspannt ist, ist dass man hier überhaupt keine Masken tragen muss. Nicht mal wenn man in den Supermarkt geht. Nach der ganzen Maskenpflicht in Deutschland ist das ziemlich komisch und sehr ungewohnt. Von zu Hause hab ich auch einige Masken mitgebracht, die ich jetzt hier alle nicht brauche. Generell ist Hygiene nicht wichtig. Gegessen wird auch fast alles mit den Händen (zum Beispiel auch Reis oder anderen Brei). Die Freiwilligen essen meistens trotzdem noch mit Besteck. Der Autoverkehr ist auch sehr unsicher im Gegensatz zu Deutschland. Die Leute fahren hier teilweise wie Verrückte. Im Auto schnallt man sich normalerweise nicht mal an. Viele Autos haben gar keine Gurte, aber auch wenn, dann werden die nicht benutzt. Die Einheimischen sitzen bzw. stehen auch immer auf der Ablagefläche auf dem Jeep hinten drauf. Und die Taxis bleiben manchmal mitten auf der Fahrt stehen, weil irgendwas kaputt ist, aber die Taxifahrer sind da immer ganz entspannt und lassen sich Zeit das zu reparieren. Generell sind die Leute hier viel lockerer und offener. Alles wird entspannt gesehen und nicht nur von einem Ort zum anderen gehetzt. Das merkt man auch daran, dass man jeden den man trifft grüßt und sich meistens kurz unterhält. Das Motto hier ist „polepole“, was so viel heißt wie langsam.

Hier laufen auch überall Tiere frei rum. Bei uns im Camp sind viele Hühner den ganzen Tag unterwegs und abends kommen auch immer die Buschbabys. Die sind wirklich sehr niedlich, aber nachts nerven sie manchmal ziemlich, wenn sie dann um 2 Uhr plötzlich Lärm machen. Die Jungs haben sie dann auch mal ne Nacht verscheucht, dann war wenigstens Ruhe, aber die nächste Nacht waren sie wieder laut. Mittlerweile gewöhnt man sich aber an die ganzen Geräusche hier in der Nacht. Am Straßenrand stehen auch überall Kühe und Ziegen rum. Meistens sind sie an Bäumen oder Zäunen angeseilt, manchmal laufen sie auch einfach so frei rum. Einmal standen auf dem Weg zum Projekt ein paar Kühe im Weg, die sich dann auch nicht wegbewegt haben. Oder es sind auch einmal Affen mitten über die Straße gerannt. Es waren auch mal paar Ziegen auf dem Fußballfeld angekettet. Leider sind hier nicht nur Kühe und Ziegen unterwegs, sondern auch ziemlich viele Mücken. Irgendwann hab ich aufgehört zu zählen, wie viele Stiche ich habe. Aber ich werde eigentlich nur tagsüber, vor allen vormittags gestochen. Abends oder nachts hab ich noch keinen einzigen Stich bekommen.

Diese Woche war die Arbeit auch wieder sehr unterschiedlich. Es gibt ein paar Projekte die sich jede Woche wiederholen. Jeden Donnerstag ist Seegras sammeln für die Schildkröten mit anschließender Fütterung. Diese Woche haben wir die Meeresschildkröten auch geputzt. Also wir mussten die Schildkröten dann mit den Händen aus dem Wasser rausholen und dann sauber machen. Das war kompliziert, weil die Schildkröten ziemlich schwer sind und die meisten auch keine Lust hatten und deswegen die ganze Zeit immer abhauen wollten.

Wir haben auch den Einheimischen Frauen geholfen Seetang anzupflanzen. Die haben hierfür im Meer unter Wasser Plantagen, die bei Flut mehrere Meter unter Wasser stehen, bei Ebbe geht das Wasser nur bis zu den Knien. Deswegen mussten wir warten bis Ebbe war und dann sind wir etwa 500m ins Meer in so eine Art Bucht reingelaufen. Als wir dann mitten im Meer standen, hatte es plötzlich angefangen zu schütten. Zwar nur kurz, aber es war dann eiskalt und man hatte gar nichts mehr gesehen.

Jeden Freitag Vormittag gehen wir in eine Schule. Diesmal sollten wir die Kinder in Englisch unterrichten. Das war auch schwer, weil wir am Anfang nicht wussten auf welchem Stand die Kinder sind und die Lehrerin dann irgendwann einfach aus dem Klassenzimmer gegangen ist und meinte wir sollen uns einfach was überlegen. Generell konnte die Lehrerin auch nicht wirklich gut Englisch. Am Ende hat das dann aber doch ganz gut funktioniert und die Kinder können sich jetzt zum Beispiel auf Englisch begrüßen und vorstellen.

Einmal in der Woche ist dann noch cleaning Camp. An den restlichen Tagen sind die Projekte immer unterschiedlich. Einmal haben wir fast 4 Stunden lang auf einer kleinen Farm so Tüten mit Erde für Setzlinge befüllt oder Unkraut gejätet. Wir waren auch mal auf einer Bananenplantage und mussten dann sehr schwere Kanister mit Wasser vom Brunnen zur Plantage tragen und die Bananenbäume dann gießen (und das bei 30 Grad in der Sonne mit fast keiner Wolke am Himmel).

Am Wochenende sind wir nach Kendwa gefahren zur Full Moon Party. Wir haben dann auch dort übernachtet, weil die Fahrt dahin über eine Stunde lang dauert. Kendwa ist fast ganz an der Spitze im Norden von Sansibar in der Nähe von Nungwi. Auf der Hinfahrt ist erst mal das Taxi von uns mitten auf der Straße stehen geblieben. Irgendjemand hat uns dann Starthilfe gegeben, dann war auch wieder alles gut mit dem Auto (das passiert hier wohl öfter). Nachmittags sind wir dann bisschen am Strand gelaufen, nur irgendwann kam die Flut und dann hat uns ein Boot mitgenommen, weil wir zu Fuß nicht mehr weiter gekommen sind. Wir haben dann Burger gegessen, endlich mal was anderes als jeden Tag Reis oder Brei. Bei der Party gab es dann am Anfang ein riesiges Feuerwerk und dann auch eine Art Akrobatik-Show. Zwischendurch gab es auch immer wieder eine kleine Feuerscheu. Wir haben dort dann auch andere deutsche Freiwillige getroffen, zwar von einer anderen Organisation, aber trotzdem cool auch mal andere deutsche Leute zu treffen.  Es ist auch sehr erstaunlich, wie billig hier alles ist und wie stark die Leute teilweise in Armut leben. Wir waren zum Beispiel mal Pizza essen und ich musste für eine Pizza und eine Sprite grade mal 16.000 TZS zahlen, das sind umgerechnet etwa 6 Euro. Und als wir nach Kendwa gefahren sind, sind wir knapp 80km mit dem Taxi gefahren und mussten auch nur ungefähr 35 Euro insgesamt zahlen (also jeder dann 5€). Für Touristen ist Sansibar sehr günstig. Man bekommt auch 10GB Internet für 3,50€. Für die Einheimischen hier sind aber 10.000 TZS (3,50€) schon ziemlich viel. Oft haben sie hier nicht einmal richtige Häuser mit Türen. Meistens nur das Gehäuse aus gestapelten Steinen oder aus Holz so kleine Hütten.

 

Die letzten zwei Wochen in Kitogani

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Mittlerweile bin ich schon 4 Wochen auf Sansibar in Jozani, Kitogani. Heute geht es für mich in ein anderes Camp nach Nungwi. Die letzte Woche waren wir nur noch drei Freiwillige (Lisa, Vincent und ich). Mit den beiden hab ich meine ganze Zeit hier verbracht. Zwei...

Ankunft, Tagesablauf, Prison Island

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Beim Hinflug hat alles gut geklappt. Nur das Visum dann in Zanzibar zu beantragen war, wie erwartet, bisschen komplizierter, aber am Ende hab ich das richtige bekommen. Vom Flughafen wurd ich dann direkt abgeholt und nach Kitogani in das Jozani Forest Camp gefahren....